ein Kommentar von Marcus Scholz, CEO elexon GmbH
Es muss sich mir nicht jedes Geschäftsmodel zu 100% erschließen, aber die aktuelle Entwicklung in der E-Mobility ist erschreckend. Nach EnerCharge und Parkstrom hat nun auch Numbat.Energy Insolvenz anmelden müssen. Das reiht sich nahtlos in weitere negative Entwicklungen, wie die Teilverkaufsabsichten des Elektromobilitätsgeschäftes der ABB oder der Produktionsdrosselung von Alpitronic ein.
Das Marktumfeld in Deutschland hat sich in den letzten 15 Monaten rapide verändert. Dazu beigetragen haben ein unsicheres politisches Wirtschaftsumfeld, in dem Planbarkeit und Sicherheit von Investitionen immer schwieriger geworden sind. Zinsen und somit Finanzierungsmöglichkeiten haben sich zudem erheblich verschlechtert und hier im Speziellen, wenn es um Risikokapital für junge Unternehmen geht. Die überwiegend unsachlich geführte öffentliche Diskussion über die Zukunft der Elektromobilität hat ebenfalls nicht dazu beigetragen, dass Vertrauen in diese zu stärken. Das gilt übrigens für alle Parteien, die hier beteiligt sind, denn wie immer verfestigen sich die Meinungen an den Polen, anstatt valide Argumente auf beiden Seiten anzuerkennen.
Dazu kommen Geschäftsmodelle, die nicht immer schlüssig erscheinen, wirtschaftlicher Harakiri und wie in anderen Branchen oder generell in der Geschäftswelt immer wieder, ein wenig Größenwahn. Alles zusammen baut sich zu einer Gemengelage auf, die gerade junge Unternehmen aber auch etablierte Player in eine Situation bringt, die einen gewaltigen Impact auf die Zukunft des Standorts Deutschland haben kann.
In nahezu allen europäischen Ländern sehen wir wachsende Zulassungszahlen im BEV-Bereich. Nur in ganz wenigen Ländern sind diese Zahlen (DE & I) rückläufig oder stagnieren. In China haben die NEV (BEVs + PHEVs) Zulassungszahlen im Juli dieses Jahres erstmals mehr als 50 % der Gesamtzulassungen ausgemacht. Wir reden also nicht über den gerne adressierten Deutschen „Sonderweg“, wir reden über eine weltweite Entwicklung, bei der eine innovative und erfolgreiche Industrienation wie Deutschland eine Schlüsselrolle übernehmen sollte, diese aber zunehmend verliert.
Es steht aus unserer Sicht außer Frage, dass es in vielen Bereichen Übergangslösungen braucht. In manchen Segmenten wie Heavy Truck braucht es sogar unterschiedliche Übergangslösungen, um ans Ziel zu kommen. Anzunehmen, dass dieser Bereich im nächsten Jahrzehnt ohne E-Fuels und HVO100 auskommen wird, ist eher naiv als zielführend.
Generell sind Benzin-/Diesel-Ersatzstoffe wichtig für das industrielle Umfeld und die Umwelt. Sie sind aber nicht hochverfügbar und müssen da eingesetzt werden, wo sie wirklich gebraucht werden. Heavy Truck, Flug- und Schiffsverkehr, überall da, wo es noch viel Zeit braucht, um auf Elektromobilität umzustellen oder wo es sinnvoll ist, unterschiedliche Systeme, und hier (Achtung) technologieoffen, parallel einzusetzen. Im PKW-Bereich dagegen sollte die “Messe gelesen” sein. BEVs sind die sinnvollste und effizienteste Lösung. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur funktioniert, die Modellpalette wird größer. Weltweit findet der Schwenk hin zur Elektromobilität in den Industrienationen statt. Und aus unserer Sicht braucht es hierfür auch kein „Verbrenner-Verbot“, was es in dieser Form ja auch nicht gibt. Der Markt wird es eh von alleine regeln.
Kaiser Wilhelm II hat seinerzeit auch aufs falsche Pferd gesetzt als er sagte „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung“ und Henry Ford meinte einmal recht trocken „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“
Mit unserer typischen „German Angst“ verbauen wir uns aber gerade die industrielle Zukunft. Es ist nicht das „Verbrenner-Aus“, es sind Bürokratie, mangelnde Innovationsbereitschaft und Speed in der Entwicklung. Uns fehlt der unbedingte Wille zur Transformation und teilweise auch die entsprechende Leistungsbereitschaft. Es braucht politische Verlässlichkeit und Rahmenbedingungen, die den Industriestandort Deutschland in dieser hochtransformativen Phase sinnvoll und verlässlich unterstützen. Das gilt für die Mobilitätswende gleichermaßen wie für die Energiewende. Was in dieser Marktsituation erschwerend hinzu kommt, sind Preisbewegungen, die immer den gleichen Mustern folgen. Unternehmen, denen das Wasser eh schon bis zum Hals steht, wollen sich Luft verschaffen, in dem sie versuchen Marktanteile zu kaufen auf Kosten weiterer Profitabilität.
Erst diese Woche hatte ein Kunde adressiert, dass er ein Vergleichsangebot vorliegen hat, das rund 40% unter unserem Angebot liegt. Selbst wenn wir unsere Leistungen reduzieren und unsere Marge auf null setzen würden, würden alleine die Materialkosten mehr als 70% ausmachen (und wir wissen, dass unser Einkauf sehr wettbewerbsfähig ist) und somit für uns seriös nicht darstellbar sein. Ein kurzfristiges Einsparpotential kann am Ende zu wesentlich höheren Kosten und Ausfällen führen.
Die Konsolidierung wird also noch mehr Fahrt aufnehmen und der Wettbewerb wird noch härter.
Die elexon ist für diese Herausforderungen sehr gut aufgestellt. Unsere Industriekunden schätzen unsere Verlässlichkeit, unsere Skalierfähigkeit und unsere Service & Maintanance Organisation, die sicherstellt, dass die Ladeinfrastruktur verfügbar ist, wenn sie gebraucht wird. Wir haben hochmotivierte Mitarbeitende, die die elexon jeden Tag besser machen und Produktinnovationen, die auf den Anforderungen unserer Kunden basieren. Zusammen mit der VARO Energy haben wir zudem ein sehr gutes finanzielles Fundament und können mit unserem Schwesterunternehmen Road ganzheitliche Lösungen anbieten, die auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten sind.
we‘re elexon – we‘re #poweringthefuture