Gibt es bald ein globales Reservierungssystem für E-Truck-Ladeplätze?

Im Interview mit electrive berichtet Michel Bayings, Leiter der EVRoaming Foundation, über einen globalen Reservierungsstandard für öffentliche sowie halb- und nicht-öffentliche E-Truck-Ladeplätze sowie darüber, wo die Entwicklung heute schon steht und warum sie trotz noch vergleichbar geringer Verbereitung batterie-elektrischer LKW jetzt schon relevant ist.

Die Elektromobilität wird in den kommenden Jahren zunehmend Einzug in den Schwerlastverkehr finden, doch eine zentrale Herausforderung bleibt: Wie können LKW-Fahrer sicherstellen, dass sie unterwegs auf einen freien Ladeplatz treffen? Zwar versuchen sich ein paar LKW-Hersteller und CPOs bereits an eigenen Buchungssystemen, ein einheitliches Reservierungssystem existiert aber derzeit noch nicht, was in der Branche zu Ineffizienzen und Verzögerungen führt.

Eine Lösung für dieses Problem könnte nun in Sicht sein: Die EVRoaming Foundation arbeitet an einem globalen Standard, welcher ab 2025 Buchungen für LKW-Ladestationen ermöglichen soll. Basierend auf OCPI wird er Logistiker, Betreiber und Dienstleister vernetzen.

In einem Interview mit electrive erklärt Michel Bayings, Leiter der EVRoaming Foundation, weshalb es so wichtig ist, bereits heute einen Reservierungsstandard zu etablieren. Es handele sich um ein typisches Henne-Ei-Problem: Spediteure benötigten zuverlässige Lademöglichkeiten, um ihren Fahrplan einzuhalten und Betriebskosten zu minimieren, ansonsten würden sie sich gegen die Anschaffung vollelektrischer LKW entscheiden, so Bayings. Wenn also ein garantierter Ladeplatz vorhanden sei, würde eine der größten Hürden in ihrem Entscheidungsprozess beseitigt und die Wahrscheinlichkeit, in Elektro-LKW zu investieren, stiege deutlich.

Bayings strebt daher einen Reservierungsstandard an, der den Datenaustausch zwischen verschiedenen Betreibern und Buchungsdiensten ermöglicht. Dies soll verhindern, dass man nur mit proprietären Lösungen arbeiten muss. Der Standard soll übrigens nicht nur für öffentliche Ladestationen, sondern auch für Depots und andere Anwendungsfälle geeignet sein. Im zweiten Schritt soll das System auch für PKW, Busse, Lieferwagen und potenziell auch elektrische Schiffe und Boote nutzbar sein, der Business Case liegt derzeit aber vorrangig auf dem batterieelektrischen Schwerlastverkehr.

Die EVRoaming Foundation hofft, die erste Version des OCPI-Buchungsdienstes bis April nächsten Jahres fertiggestellt zu haben. Obwohl die Geschwindigkeit der Implementierung von den jeweiligen Unternehmen abhängt, rechnet Bayings aufgrund des hohen Bedarfs und der aktiven Beteiligung vieler großer Firmen in den Task Groups der EVRoaming Foundation damit, dass die Spediteure das Buchungssystem möglichst schnell einführen werden. Bestehende Abrechnungsdienste werden dadurch übrigens nicht beeinträchtigt.

Die Standardisierung der Ladeinfrastruktur sowie der zugehörigen Buchungssysteme ist entscheidend, um die Elektromobilität erfolgreich in der Nutzfahrzeugbranche zu etablieren. Daher wird es spannend sein, zu verfolgen, ob sich Bayings‘ Lösungsansatz zeitnah in der Branche durchsetzen wird. Das ganze Interview von electrive mit Michel Bayings gibt es hier zu lesen: 

Wie der Alltag eines Elektro-LKW-Fahrers aussieht, darüber hat Marcus Scholz übrigens neulich mit “Elektrotrucker” Tobias Wagner im Xplore #Sustainability Podcast gesprochen.

Falls ihr mehr zu diesem Thema erfahren wollt, dann hört doch gerne mal rein.

Das Wort Reserved steht auf einer asphaltierten Parkpläche